Meine Meinung
Todesspritze ist keine Lösung
Die Reglementierung von Hundehaltung, Handel und Zucht ist längst überfällig
von nadine schley
Welch ein Theater, es ist doch nur ein Hund – das hat sich so mancher kopfschüttelnd gefragt, angesichts der Diskussionen, die um das Schicksal des Rottweilers Uncas entbrannt sind. Jetzt muss das Verwaltungsgericht den Fall beurteilen. Aus der Akte Uncas ist eine Affäre geworden, in der es längst nicht mehr um ein Einzelschicksal geht.
Immer wieder beißen Hunde Menschen. Will man die Ursache für diese Unfälle ergründen, lohnt sich ein Blick auf den alltäglichen Umgang, den manche Menschen mit ihren Haushunden pflegen. Tagtäglich werden Hunde geschlagen, gequält, nicht artgerecht gehalten, als Zuchtmaschine, Statussymbol oder Waffe missbraucht. Zum Konsumgut degradiert oder einfach ausgesetzt und sich selbst überlassen. Das alles regt bis auf einige Tierschützer schon lange niemanden mehr auf.
Erst wenn ein Hund zubeißt, kann er sich der Aufmerksamkeit sicher sein. Ein Tier, das sich aggressiv verhält, weckt die Urangst der Menschen vor der unbezähmbaren wölfischen Kreatur.
Dabei beißt kein Hund grundlos zu, auch Uncas Beißattacke hat eine lange Vorgeschichte. Erst als Diensthund dazu ausgebildet, Menschen zu schützen, geriet er später in die Hände eines fragwürdigen Besitzers. Der unterschätzte nicht nur, dass er sich mit Uncas keinen Schoßhund, sondern einen Diensthund angeschafft hatte. Er tat dem Hund auch noch Gewalt an. Derart Missbrauchsgeschichten, gepaart mit falscher oder mangelnder Ausbildung sind die Ursache hunderter Beißunfälle. Meist überleben die Tiere diese nicht – sie werden erschossen oder eingeschläfert.
Geht es nach dem Willen der Amtsveterinäre, soll auch Uncas sterben. Er ist zum Sicherheitsrisiko erklärt worden. Mit seiner Tötung wäre der Fall erledigt – solange, bis ein anderer Hund wieder zubeißt. Eine übereilte, gerichtlich erzwungene Tötung will der Tierschutzverein nicht hinnehmen. Denn die Tierschützer haben erkannt, dass Uncas Geschichte eine Chance ist. Zum einen steht ein Hundeausbilder bereit, der den Rüden resozialisieren und so halten kann, dass das Tier kein Risiko für die Bevölkerung ist. Zum anderen kann das große Interesse an Uncas Anlass sein, endlich Konsequenzen zu ziehen und die Hundehaltung zu reglementieren. Denn Beißvorfälle lassen sich nicht mit der Tötung der Hunde, sondern nur mit Maßnahmen im Vorfeld verhindern.
Wenn Hundehandel kontrolliert und Hundehaltung nur noch sachkundigen Menschen erlaubt wäre, würde das nicht nur zu weniger Bissen führen, sondern auch das Leid der Tiere mindern. Uncas Vorleben als Diensthund – bei Beißunfällen übrigens keine Seltenheit – beweist zudem einmal mehr, dass Hunde, die im Schutzdienst ausgebildet sind, nicht in private Hände gehören.
Im Interesse der Bevölkerung und der Tiere sollte Uncas Beißattacke für Verantwortliche in Politik und Behördenvertreter Anlass sein, die längst überfällige Einführung solcher Kontrollmechanismen auf den Weg zu bringen.
Das Thema
Vor drei Monaten fiel der Rottweiler Uncas in Langenhagen seinen Besitzer an. Der herzkranke Mann starb wenig später im Krankenhaus. Sein Hund harrt noch immer in der Quarantänestation des Tierheimes aus. In dieser Woche schlugen die Wogen um Uncas Schicksal erneut hoch, da der Tierschutzverein sich weigerte, den Hund zu töten – wie es die Veterinärbehörde der Region verfügt hatte. Uncas Schicksal könnte nun zu einem Präzedenzfall werden.
(HAZ, Nordhannoversche Zeitung, 20.01.07)
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