Moinmoin @ll.
Hier hat jemand ein neues Thema aufgemacht, und so einige RR-Leute haben ihre Erfahrungen mit den eigenen Hunden geschildert. Soweit ich das überblicke, hat niemand behauptet, die Rasse RR sei besser als andere Hunde.
Im Gegenteil und erfreulicherweise werden Verhaltensweisen geschildert, die von anderen
RR-Leuten bestätigt werden. Das ist nichts anderes als ein harmloser Austausch von individuellen Wahrnehmungen. Dieselben Inhalte werden in jedem beliebigen Gespräch unter Hundeleuten ausgetauscht. Und beim RR über rassetypische Eigenschaften zu reden, halte ich für genausowenig verwerflich, wie bei anderen Hunden. Oder Landschildkröten.
Ich kenne niemanden, der seinen RR aufgrund der rassetypischen Eigenschaften, die aus der ursprünglichen Verwendung dieser Hunde für bestimmte Aufgaben resultieren, zu sich geholt hat (wobei ich diese Wissenslücke gern schließen lasse). Obwohl..seitdem ich einen RR habe, hatte ich nie Löwen im Beet und Affen in den Obstbäumen. (Spässle :-) )
Wer kommt wie auf den RR?
Sind die häufigsten Äußerungen nicht: "ich habe welche gesehen, sie haben mich begeistert mit ihrem Aussehen"? Oder: "sie sind so beeindruckend"?
Das ist Optik pur.
Danach dürfte rangieren: "wir haben einen/mehrere im Bekanntenkreis/in der Nachbarschaft/auf dem Hundeplatz etc." - und das ist für mich schon deutlich positiver, weil ich annehmen darf, dass diese Leute mit dem Verhalten eines RR einigermaßen vertraut sind und bereits Ansprechpartner mit etwas Erfahrung haben.
Und in vielen Fällen ist der Hund nach wie vor eher im Haus als die Information.
Die hier sogenannte "Glorifizierung" des RR macht mir kein Kopfzerbrechen, wenn es darum geht, dass RR-Leute aus ihrem Zusammenleben mit den Hunden berichten.
Wer sich für einen RR entscheidet, weil er hier liest oder woanders hört, dass der Hund bei Regen nicht unbedingt stundenlange Märsche liebt, dem ist eh nicht zu helfen. Wer ihn
bevorzugt, weil er "pflegeleichtes" kurzes Fell hat, dem gönne ich von Herzen die tannennadelähnlichen Haare in allen Polstern, auf der Bürokleidung, an der Kaffeetasse u.ä.. Wer ihn mal eben von einer Landfahrt mitbringt, weil da gerade irgendwo welche im Angebot waren, der hat sich entschieden.
Wer meint, er bekäme per Kaufvertrag einen Hund mit ausschließlich positiven
Eigenschaften, der wird ganz einfach enttäuscht werden.
Wer einen RR zu sich nimmt oder nehmen möchte, weil ihm von allen Seiten die Ohren vollgetutet werden, das sei so ein angenehmer, leichtführiger Familienhund, der wird diese statements nur zu gerne glauben.
Und nicht nur bezogen auf irgendwelche Rassen: wie oft hat jeder von uns von einem Welpenbesitzer schön gehört: "nee, Hundeschule, das ist mir zu teuer - zu weit - zu früh morgens - zu spät abends - zu kalt - zu warm - und, und, und.
Wer auf externe Ausbildung verzichtet, weil er auch allein weiss, wie er sich zu verhalten
hat, damit sein Hund ihn versteht, ok.
Und es gibt meiner Ansicht nach definitiv Eigenschaften beim RR, die immer wieder zu Problemen führen. Und zwar nicht, weil der Hund sie hat. Sondern weil es einige Leute überfordert, damit umzugehen. Weil der Hund sich nicht so verhält, sich nicht so entwickelt, sich nicht so ausbilden lässt, wie man es angenommen hat.
Da enttäuscht der 9-monatige Rüde toootal, weil er plötzlich wieder eine Angstphase hat und völlig von dem Bild des souveränen 3-jährigen abweicht, den man auf der Hundeausstellung gesehen hat. Die körperlich ausgewachsene Hündin macht seit zwei Jahren keine Anstalten zu bellen, wenn jemand klingelt. Im Welpenkurs mobben sie alle anderen, und bei der Ausbildung fallen sie in sich zusammen. Und plötzlich schwingt die schäfchensanfte Hündin sich nach der zweiten Läufigkeit zum Alphatier des gesamten Territoriums auf und geht keiner Rauferei aus dem Weg.
Darf ich als rassetypisch ansehen, dass wenn der RR die Gelegenheit hat, sich ohne
Beeinflussung durch seinen Chef instinktiv zu verhalten, diese Instinkte ursprünglicher und massiver auftreten, als bei anderen Hunden?
Ich würde es begrüßen, wenn auch diese Aspekte mehr und mehr in der Öffentlichkeit diskutiert würden. Aber de facto schreibt sich leichter angenehmes als unangenehmes.
Jede Bitte, es sich wirklich gut zu überlegen, ob es für ein ganzes Hundeleben ein RR sein soll, wird genauso ungehört verhallen wie die Appelle, sich Zeit zu nehmen, um sich im Vorfeld zu informieren.
Denn wer sich verantwortungsvoll mit der kommenden Aufgabe auseinandersetzt, wird
das ohnehin tun und kontinuierlich dabei bleiben. Und hoffentlich auch weiterhin hier im RR-Forum augenzwinkernd berichten, wie ihn der RR mal wieder verblüfft, ausgetrickst oder um den Finger gewickelt hat, um entgegen aller Grundsätze einer klaren Rangordnung und einer fundierten Ausbildung so völlig rassetypisch eine Situation nach seinem Gusto zu lenken.
By the way: für mich ist mein Hund der Beste. Und ich wünsche jedem Zweibeiner, dass er das sagen kann. Und jedem Vierbeiner, dass sein Zweibeiner das von ihm sagt.


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