Hallo Ina,

wir hatten im Sommer 2010 eine RR-Welpette zu unserem RR-Rüden (Notnase, damals 5-6 J alt) geholt. Unser Rüde ist im Oktober letzten Jahres an Krebs gestorben und wir haben jetzt nur noch die Hündin (jetzt 2J).

Unser Rüde war Rettungshund in Ausbildung, hatte also einen ziemlich guten Ausbildungsstand. Als die Kleine einzog, war er nicht besonders glücklich - sein Blick: Wann wird das stinkende Etwas wieder abgeholt??? Wir haben ihn auf den Einzug vorbereitet, mehrere Wochen vorher schon die Hausstandsregeln verschärft und Privilegien entzogen, um sie ihm bei "ihrem" Einzug wieder zurückzugeben. Unser Rüde hat immer gerne mit anderen Hunden gespielt, aber im Nachhinein wurde mir klar, dass er eigentlich der geborene Einzelhund war. Er war glücklich, wenn er uns hatte und wir gelegentlich andere Hunde getroffen haben.
Er hat in den ganzen 1,5 Jahren nicht zugelassen, dass die Welpette sich an ihn kuschelt. Sie haben immer getrennt geschlafen und er blühte richtig auf, wenn ich mit ihm alleine unterwegs war.
Hätte ich es vorher gewusst, dann hätte ich keinen zweiten Hund ins Haus geholt. Und irgendwie hätte ich es wissen müssen: Ich hatte testweise einen Rüden hier zur Urlaubsbetreuung. Mein Rüde hat die ganze Zeit um meine Gunst gebuhlt, wollte immer meine Zuwendung, aber ich wollte einen zweiten Hund und das wohl nicht sehen. Es tut mir leid, weil ich ihm die zwei Jahre mit mir alleine hätte gönnen können.

Die beiden haben viel miteinander gespielt. Die Hündin hat von ihm viel gelernt (auch Unfug!!!). Ich bin mit beiden gemeinsam Rad gefahren. Sie saßen im Auto gemeinsam in der Box. Waren im Prinzip unstressig. Und sie waren beide verträglich mit anderen Hunden - jedoch hätte kein anderer Hund mit meinem Rüden Stunk anfangen brauchen. Madame Klitschko hätte ihm sofort beigestanden und das hätte hässlich geendet.

Die Hündin war nach seinem Tod weder traurig noch schien sie "einsamer". Sie darf jetzt häufiger mit, denn mit zwei Hunden vom Kaliber RR strapaziert man viele Freunde und Bekannt doch arg. Ein Hund ist so gut wie überall gerne gesehen. Ob im Restaurant, am Campingplatz, auf irgendwelchen Wanderungen,... Mit einem Hund wurden wir noch nie irgendwo weggeschickt/gebeten, die Hunde draußen zu lassen.
Wir ziehen demnächst um, und auch die Wohnungssuche war hier (am Land) mit einem (großen) Hund schon nicht unbedingt locker. Mit zwei (so großen) Hunden hätten wir sicher nichts bekommen.
Auch die Betreuung im Urlaub/langer Arbeitstag ist mit einem Hund wesentlich einfacher. Einen Hund kann ich auch bei Bekannten mit Hund unterbringen, bei 2 Hunden muss man schon wieder kucken, ob die Bekannten das "Rudel" auch einigermaßen händeln können.
Die Dynamik, die ein Rudel im Zusammentreffen mit anderen Hunden entwickelt, lässt sich im Vorfeld nicht abschätzen und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden (wurde ja schon mehrfach genannt).
Das selbe gilt für Jagen. Auch wenn Hund 1 vorher funktioniert hat, heißt es noch lange nicht, dass alles noch klappt, wenn Hund 2 zum Ausflug ruft.
Ein Rudel will anders geführt werden als ein Einzelhund. Und manche Schwächen des Rudelführers treten bei einem Einzelhund nicht zu Tage...
Ich hatte das Glück, dass ich für beide Hunde kaum mehr Zeit als für vorher einen Hund aufwenden musste. Mein Rüde lief beim AJ-Training der Hündin einfach trotzdem mit. Auch am Hundeplatz hab ich halt vorher immer noch zugekuckt, dann hab ich halt 2 Hunde nacheinander gearbeitet. Dafür fiel die Staffelarbeit weg (irgendwas bleibt immer auf der Strecke).
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Das sind viele Argumente, die mir als Mensch dienen, nicht unbedingt dem Hund als Rudeltier. Das ist mir klar. Aber ich habe den Eindruck, dass auch meine Hündin es sehr genießt, ihre Menschen für sich zu haben. Wir treffen öfter andere Hunde, haben auch Hundebesuch zu Hause. Aber wenn dann Abends wieder Ruhe einkehrt und sie mit mir auf der Couch liegt, ist sie mit ihrer Welt doch sehr zufrieden.

Bei uns gibt es definitiv keinen zweiten Hund mehr. Und wir haben auch einige Bekannte im Umkreis, die selbige Erfahrung gemacht haben und künftig Ein-Hund-Halter bleiben werden.