Hallo Thomas,

oh je, das ist ja mal richtig doof gelaufen!
Aber auch ich würde nicht in Panik verfallen.

Mein Ayo hatte letztes Jahr leider auch direkten Wildkontakt, vermutlich auch mit dem Versuch, das Reh zu beschädigen (wir konnten das nicht genau sehen, nur das Reh schreien hören, schrecklich, ich wusste gar nicht, dass die so laut schreien).
Die Situation war auch sehr unerwartet und unglücklich:
Gassirunde mit 3 RR Rüden, extra ausgewähltes wildfreies Hundegassigelände zwischen Bach und Inn, einer der Jungs scheucht doch tatsächlich ein einzelnes Reh in den Büschen auf, die anderen beiden trieben es in den Bach, Tumult, Geschrei (Mensch und Tier), Reh schwimmt davon und schafft es zur anderen Bachseite, Hunde sind nicht nachgeschwommen.

Ayo (jetzt 4) war erst ab ca. 2 Jahre überhaupt jagdlich ambitioniert, allerdings - und das gilt auch heute noch - ist er ein reiner Sichtjäger. Er reagiert auf Bewegungsreiz, Stöbern ist gar nicht sein Ding, das überlässt er anderen, dann allerdings hupft er seit diesem Erlebnis völlig begeistert hinterher, wenn ein Kumpel meint, da könnte doch was sein...

Ich habe also seither einen jagdlich stärker interessierten Hund, der sich aber, solange wir alleine sind, durch viel und konsequentes Training (auch dank zweier guter Seminare) erstaunlich gut beherrschen gelernt hat, Sichtreize bemerkenswert gut aushält (ich klickere u.a. 'Gucken' mit Benennen), und mit dem Superrückruf sogar recht flott abdrehen kann, wenn es denn mal passieren sollte (bei uns steht das Wild leider manchmal quasi vor der Haustüre)..
Meine persönliche Konsequenz ist, nebst dem Bewusstsein, dass es ein lebenslanges Training sein wird, dass mein Hund sofort an die Leine kommt, sobald es unübersichtlich wird, sobald die Nase hochgeht, oder wenn Jagdkumpane dabei sind. Ohne wenn und aber.
Aber ich habe auch gelernt, dass er nicht in diese Kategorie 'einmal 'Blut' geleckt, für immer verdorben' gehört.
Er ist nun mal ein Jagdhund, aber er ist gut trainiert, mit superguter Bindung zu mir, ich bin ebenso wie er lernwillig und -fähig, und wir haben seit diesem Erlebnis eigentlich 'nur' einen weiteren Trainigslevel erreicht, so sehe ich das mittlerweile.
Interessanterweise kann ich z.B. weiterhin das geliebte Dummytraining machen, ohne ihn währenddessen zu sichern, selbst nach Wildsichtung, sogar extra direkt danach, aber natürlich in die entgegengesetzte Richtung, und er kann immer noch ganz klar unterscheiden, Job ist Job, und Jagd ist Jagd.

Ich denke es bedeutet jetzt für dich umdenken, neu sortieren, bestimmt viel neues Training, aber ich glaube nicht, dass es eine unlösbare Aufgabe ist, und dass deine Hunde für immer an die Leine gehören.

Viel Glück und Erfolg!
Gilla