Also grundsätzlich haben Hunde einen größeren Selbsterhaltungstrieb, als angenommen :-). Wenn sie selbst "beißen" (und darunter verstehe ich das Zubeißen, dass es zu größeren und ernsthaften Verletzungen beim Gebissenen kommt), wissen sie auch, dass der Gegner sich wehrt, sie unterliegen könnten und ebenfalls stark verletzt, wenn nicht sogar getötet werden könnten.
Ich will mich aber nicht zu weit hinauslehnen, da ich Jonny nicht kenne und von hier aus nicht einschätzen kann, wie weit er tatsächlich gehen würde. Daher rate ich dir, ihm einen gut sitzenden Maulkorb langsam und kleinschrittig anzutrainieren.
Bist du dir sicher, dass da nicht doch einmal unverhofft ein anderer Hund auftauchen kann? Ohne Leine würde ich ihn nur noch im eingezäunten Bereich laufen lassen. Das Risiko wäre mir zu groß, erst recht ohne Maulkorb.
Das ist tatsächlich NUR eine Vermutung.
Aber es ist letztlich auch egal, warum er es macht. Fakt ist, dass er es macht.
Mein Hund war genauso und würde, wenn ich ihn ließe, es auch heute immer noch gerne tun. Und er ist von Anfang an bei mir, ich trinke nicht, habe keine Drogenprobleme und er muss auch nicht die Verantwortung für mich übernehmen. Und trotzdem reagiert er so, weil er ein sehr unsicherer Hund ist.
Es gibt einfach Hunde, die brauchen einen höheren Distanzbereich für sich oder aber sie können mit anderen Hunden nichts anfangen, mögen sie einfach nicht. Es könnte auch ein "Konkurrenzproblem" unter Rüden sein. Da gibt es so viele Motivationsmöglichkeiten.
Mich hat mal ein guter Freund gefragt: "Weißt du, warum dein Hund das macht?" Ich: "Nein!?" und er: "Weil er es kann!"
Ich würde auch nicht behaupten, dass Jonny aggressiv ist, ist Monthy in meinen Augen auch nicht. Andere, die ihn nicht kennen, sehen das aber ganz anders, stufen es anders ein. Und ein so großer Hund, der laut brüllt und seine Beißerchen zeigt, tja, der sieht nun mal auch nicht gerade nett und höflich aus.
Und weil du eben nie weißt, wie sein hündisches Gegenüber reagiert, sichere ihn mit Leine und Maulkorb, eben damit er es nicht tun KANN! und dann würde ich mir einen Trainer an die Seite holen.
ich würde da nichts überstürzen. Dein Hund ist einfach noch nicht so weit, dass du ihn in solche Situationen bringen solltest. Er scheint massiven Stress zu haben. So etwas muss ganz langsam und kleinschrittig, am besten mit professioneller Hilfe, angegangen werden. Ich habe über 3 Jahre gebraucht und hart trainiert - mit vielen, vielen Rückschlägen dazwischen. Geschafft haben wir, dass mein Hund wenigstens nicht mehr in die Leine steigt, dass er gesittet, friedlich und ruhig an der Leine in größerem Bogen andere Hunde passieren kann. Er wird andere, fremde Hunde nie lieben, er wird nie direkte Nähe mit ihnen zulassen. Muss er auch nicht, warum auch? Das habe ich zumindest in den 3 Jahren gelernt.
Denken heißt nicht wissen. Ich würde das Risiko nicht eingehen wollen.
So lange Zeit, euch kennen zu lernen, hattet ihr ja bislang auch noch nicht. Und so lange, wie du dir nicht hundertprozentig sicher sein kannst: Leine dran und Maulkorb drüber.
Mein Tipp wäre wirklich, lass es langsam angehen, lernt euch kennen, versuche möglichst, nicht zuviel in ihn und sein Verhalten hineinzuinterpretieren. Lasst seine Vergangenheit hinter euch und begründe nicht alles damit. Hunde leben im Hier und Jetzt. Und - ganz wichtig!: Such dir professionelle Hilfe.
Liebe Grüße
Sabine
Lesezeichen