Und täglich grüßt das Murmeltier - jeden Morgen um die gleiche Zeit drehen wir die gleiche Runde mit fast immer wieder den gleichen Begegnungen. Darunter auch ein Jugendlicher, lang, schlacksig, schwarz gekleidet in Gedanken vertieft. Nie ist irgendwas passiert. Ich hab mir auch nie wirklich Gedanken gemacht, warum dieser Teenager immer kurz vor uns die Straßenseite wechselte, zumal Monthy - der so früh meist offline läuft, weil es in unserer Siedlung um diese Zeit noch sehr, sehr ruhig ist - ihn auch immer völlig ignoriert hat, wenn er auf den anderen Straßenseite seinen Weg fortsetzte. Alles schien so normal und richtig zu sein.

Und dann heute passierte es:

Genau an einer nicht einsehbaren Straßenecke, das Grundstück ist mit einer dichten Hecke umgeben, begegnen wir uns.

Monthy (der so früh auch irgendwie noch sehr gedankenversunken ist und nur schnell nach Hause will, Futter einsacken möchte, um dann sein unterbrochenes Schläfchen fortzusetzen) und der Teenager, ebenfalls gedankenversunken, stehen sich just direkt gegenüber.
Beide erschrecken sich aber sowas von, worauf Monthy blitzschnell, kläffend nach vorne geht und versucht, ihn zu stellen. Und ich sehe irgendwie nur noch lange, schlacksige Beine, die nicht wissen, ob sie zutreten oder weglaufen sollen, sich dann aber für das Weglaufen entscheiden, was Monthy nur noch Wasser auf die Mühlen gab. Und über diese Situation und Reaktion war ich dann ebenfalls sowas von erschrocken, dass ich nur noch in der Lage war, lauthals und schroff nach meinem Hund zu rufen. Das alles geschah in 3 Sekunden - für mich gefühlt eine halbe Ewigkeit.

Monthy kam GsD auf mein Rufen sofort zurück, obwohl ihm anzumerken war, dass auch ihm der Schreck noch gewaltig in den Gliedern saß. Er kam zwar auf mich zu, lief dann aber direkt an mir vorbei - im Fluchtmodus, weg von dieser unangenehmen Situation. Zwei Meter von mir entfernt, blieb er dann mit tief eingezogener Rute stehen und lies sich zitternd einsammeln.

Anschließend habe ich mich nach dem Wohlergehen des Teenagers erkundigt, der dann zwischenzeitlich, bereits schon wieder lächelnd sagen konnte: "Nee, nee - ist nichts passiert! Ich habe mich nur sowas von erschrocken!"
Das ging uns wohl heute morgen allen Dreien so. Ja, wir waren anschließend so richtig wach!
Ich kann nicht wirklich sagen, ob zum Schreck auch noch eine gewisse Grundpanik des Teenagers dazukam. Dienlich, eine "Hundephobie" - wenn sie denn vorhanden ist - zu therapieren, war dieser Vorfall wohl keinesfalls.

Und ich hab auch wieder was dazugelernt. Selbst bei den vermeintlich ruhigsten und angeblich noch so überschaubar herrschenden Verhältnissen, gibt es immer wieder unvorhersehbare Momente. Und deshalb läuft der Hund morgens im Dunkeln zukünftig ausnahmslos online.

So kann es auch gehen.... und ich ärgere mich sehr darüber, weil mir das mehr als unangenehm war.

LG
Sabine