Mein Outing:
Zunächst mal erster Hund, die Suche begann anno 1996, fast prä-digitales Zeitalter.
Mein bescheidener Kenntnishintergrund sagte mir, dass "Papiere" was für die mir seit meiner Kindheit bekannten bierbäuchigen Halter HD-kranker aggressiver Schäferhunde seien. Der Begriff der "reinen Rasse" war auch aus anderen Gründen negativ belegt.
In zwei Tierheimen gewesen. Fehlanzeige. Alleinstehend, das geht gar nicht. Und während ich als robuster knapp 30jähriger da stand, brachte grade ne Mutti einen Rotti zurück. Fast flehentlich "machen Sie doch einen Zettel an den Zwinger, damit er nicht wieder an eine Familie mit Kindern kommt. Beim Spazieren gehen hat man ja noch gar nichts gemerkt". Die Antwort war ein müdes, abfertigendes "jaja" und es war klar, dass dieses dunkle Drama sich wiederholen würde. Jede Familie mit Kindern bekam sofort gesagt "suchen Sie sich doch einen aus", während ich mich immer wieder fragte ob ich nicht aus Versehen gerade versuche ein Kind zu adoptieren, bei dem Heckmeck was es gab.
Also, die im Tierheim hatten ne Vollmeise, das schälte sich immer klarer heraus.
Nun "musste" aber dennoch ein Hund her. Zwei Jahre zog sich das alles hin. Sitzfleisch hatte ich immerhin, das darf ich mir zugute halten.
Dann sah ich zufällig im lokalen Anzeigeblatt ne Kleinanzeige. Die Mischung (4 Bestandteile waren aufgezählt, der Pitbull wurde da diskret verschwiegen) schien sehr verlockend.
Erster Besuch, im Nachbarkaff. Ein Haus, ein Hof, ein Garten, alles offen, zwei große freundliche Mischlingshunde, ein paar Katzen, großes Welpengewusel. Ein freakiges Pärchen hatte also beschlossen, ihre zwei Hunde sich mal vermehren zu lassen. Eigentlich wollten sie selber einen behalten. Das war meiner, denn sie rückten von dem Entschluss wieder ab und annoncierten den separat. Rein von der Optik her hatte ich Schwein, denn die hatten für sich natürlich den schönsten (und größten) ausgesucht. Der war übrigens als einziger in Deckung gegangen unter einem Auto im Hof, die Angst, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt behielt er bei.
War ein Sechser im Lotto, das Bärchen. So viel Glück kann nur der totale Unverstand haben.
Robust, sensibel, instinktsicher, seelenvoll, kinderfreundlich und charmant. Der beste Kumpel den ein Kerl sich wünschen kann, auch und gerade in der Brunftzeit. 14 Jahre wurde er.
War nun nicht gerade die Erfahrung die einen dazu bringt, an die Notwendigkeit von Zuchtverbänden und Rassestandards zu glauben (was freilich verlogen ist, denn ich bin auf die Kleinanzeige mit dem Bärchen ja grade wegen der diversen Rassen eingegangen. "Mischlingshund" hätte mir nicht gereicht).
Und dann der nächste Hund. Eingedenk meiner bisherigen Erfahrung und den Eindrücken, die ich generell von Hundezucht und Nothundeimport hatte, sollte es wieder ein Mischling aus Privathand werden. Meine vermeintlich elegante Lösung hieß "Zufallszucht". Ist halt der Rüde mal über die Hündin, so was passiert den größten Streberhaltern. Muss sich ja auch einer drum kümmern, dacht ich mir.
Suche via Internet. Rassemix passte mir, Neufundländer war obligatorisch.
Telefonkontakt, sehr freundliche Dame. Viele Erzählungen wie es dazu gekommen sei und wie doof das sei, dass die Kleine auch noch mit der ersten Läufigkeit gedeckt wurde. Da hätts ja bei mir klingeln können. Aber alles was klingelte waren die "ich will nen Huuund"-Glocken.
Erstbesichtigung. Freundliche Familie, Kinder, Katzen, Welpen in der guten Stube, Welpeneltern im Haus, obendrein noch ein kleiner erwachsener Mischling. Die Hundemutti war sehr freundlich aber auch sehr laut (da hätte es zum zweiten mal klingeln können).
Glaubwürdige Schilderungen, wie die kleine Tochter den Welpis zum Einschlafen was vorliest und und und. Schon sehr nett und familiär alles.
Hundchen war sehr unausgeglichen, laut, blendete angesichts jedweden Außenreizes sofort alles andere aus, inclusive ihres Menschen. "Stellen und Verbellen" war der Lieblingssport, alle Nachbarn, auch Schulkinder usw, mussten mal dran glauben. Außerdem biss sie zu Hause wie bescheuert in alles rein was ihr reinbeisstauglich schien. Hände usw gehörten dazu. Das komplette totale Gegenteil von meinem Ersten, und gar nicht so das was ich mir vorgestellt hatte. Sie hat auch zu wenig geschlafen, war ständig am Wuseln. Die Hundemutti war einfach viel zu jung und völlig überfordert mit ihren Welpen. Diese Schwangerschaft hätte man in jedem Fall unterbinden müssen. Ob das wirklich nur Zufall war, spekuliere ich inzwischen nicht mehr. Sicher ist man da wohl nur, wenn die Halter ihre Welpen über ne Not-Orga vermitteln müssen, damit sie nicht auch noch was dran verdienen.
Zunächst war ich mehr pro forma hier im Forum angemeldet, aber allmählich dämmerte mir dass ich da ein kleines Problem im Haus habe. Naja, nach anstrengenden Zeiten, mit drei Jahren konnt ich sie am Baggersee oder auf der Wiese fast immer immer frei laufen lassen, sie hat bisher weder Mensch noch Tier gebissen (wenn man von den Junghundknabberien an Familienmitgliedern absieht). Danke an meine Helfer aus dem Forum, bei der Gelegenheit. Der nächste wird ein Nothund.


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