Ich rühr mich etwas verspätet - das Internet war gestern so lahm, dass mir das Magenkribbeln verursacht hat.
Stimmt schon: Der Notfall ist erst dann einer, wenn er auch eintritt. Aber bei einigen kann man - finde ich - durchaus präventiv wirken, damit sie eben gar nicht erst eintreten. Die Angst vor dem Notfall bzw. das Bewerten ist letztendlich eine sehr persönliche Sache und die Wahrnehmung mit abhängig von eigenen Ängsten. Es ist wahrscheinlich auch eine Frage der eigenen Persönlichkeit, ob man eher unbedarft durch die Gegend läuft oder hinter jedem Busch die potentielle Katastrophe lauern sieht. Und teilweise wird das mitgeprägt von den eigenen Erfahrungen und den Geschichten, die man so hört und liest...
Ich persönlich hab den absoluten Horror vor Eisenbahnschienen, auf denen reger Zugverkehr herrscht. Den hatte ich eine ganze Weile nicht und Schienen hatten bei mir den selben Stellenwert wie Straßen. Das Bewusstsein hat sich etwas verschoben, als der Hund einer Bekannten abdüste und mit einem Zug kollidierte. Ganz schreckliche Sache... Wir haben hier in der Nähe ein sehr schönes Laufgebiet - allerdings ist die Zugverbindungslinie Bodensee-München nicht wirklich richtig weit weg (ein Stückerl schon). Ich lauf da nur mit angeleinten Hunden, weil ich wie oben erwähnt hinter jedem Busch den potentiellen Hasen sehe, der mir die Hunde vielleicht Richtung Schienen entfleuchen lassen könnte. Interessant ist, dass Autos den Hund ja genauso platt machen können, aber da bin ich deutlich weniger hysterisch (dennoch nicht leichtfertig). Liegt vielleicht daran, dass beim Auto wenigstens noch die Chance auf Bremsen besteht und Schutzengel noch eine Chance haben, beim Zug hat Schutzengel nix mehr zu melden.
Weiterer persönlich beeinflusster Horror: Der Insektenstich mit allergischem Schock. Der Horror resultiert aus der eigenen Allergie. Ich bin Bienenallergiker und muss/sollte () meine Notfall-Sachen immer dabei haben. Das händel ich relativ entspannt, bin der Thematik gegenüber allerdings sehr aufmerksam. Beide Hunde haben sich in Jungzeiten einen Stich wegen Schnappens einkassiert und sie lassen das lieber bleiben. Buki weicht gelbschwarzgestreiften Flugobjekten sogar gezielt aus. Dennoch bin ich da (aus reinem Eigenschutz heraus schon) sehr aufmerksam und rufe Hunde vielleicht auch mal schneller weg als jemand anderes. Zur Not hilft mein Notfallspritzchen hoffentlich auch beim Hund...
Noch ein Horror: Vergiftungen. Beruht auch auf schmerzlicher Eigenerfahrung - die Zeit, in der nicht klar war, ob Buki eine Vergiftung überlebt oder nicht, möchte ich nie wieder erleben. Und auch hier wirkt man dann präventiv... "Aus" bzw. "Lass es" wird vehement durchgesetzt. Das ist für den Hund so ernst zu nehmen wie ein "Stop". Weder "Stop" noch "Aus" haben angeheftete Garantiescheine, aber meine eigene Angst vor dem Notfall lassen mich da wohl intuitiv wesentlich konsequenter im Bestehen auf exakter Ausführung sein als bei einem lapidaren "Hallo!" (Sitz mit Pfote geben). Und die Ernsthaftigkeit kommt anscheinend auch bei den Hunden an.
Was bei mir überhaupt nicht als potentieller Notfall verankert ist, sind z. B. Verletzungen, mit denen man nicht mehr zurück in die Zivilisation kommt. Ich hab weder Verbandszeug noch Handy dabei, wenn ich mit den Hunden laufen gehe. Und dabei wäre ich definitiv nicht in der Lage, einen verletzten Buki heimzutragen. Jessas - ich müsste mir aus Ästen eine Trage zum Ziehen bauen. Was gar nicht ginge, weil ich nicht mal ein Schweizer Taschenmesser dabei hätte... Es ist einfach nicht als Angst in meinem Unterbewusstsein verankert und nicht auf der Speicherkarte des Erlebten oder Gehörten. Und demzufolge sorge ich - unterbewusst - auch nicht vor. In Zukunft pack ich vielleicht doch mal ein Allzweckwerkzeug in meinen Beutel...
Ansonsten leine ich die Hunde lieber zwanzig mal zu viel an als einmal zu wenig - der Deifi is (bekanntlich) a Oachkatzl.
LG
Susanne
Lesezeichen