Jaha - wir wissen es und wir glauben es auch: Es ist alles Erziehungssache. Aber man kann den Stress nicht wegerziehen - DAS GEHT NICHT ! Da habt ihr nämlich wieder eure Natur ! Manche Hunde gehen mit dem Stress besser um als andere, bzw. einige können ihn besser bewältigen - ihnen sieht man das dann nicht so an.
An den Haaren herbeigezogen sind auch alle Punkte, die gegen die Kastration sprechen. Sagt mir bitte ganz deutlich:
WAS ist für einen unkastrierten Rüden anders ? Mein kastrierter Kleener wird sicher nicht von anderen Rüden als Hündin oder Neutrum angesehen, sondern ganz deutlich als Rüde. Bono ist nicht ruhiger geworden durch die Kastration - auch nicht im Umgang mit anderen Rüden, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Bei allem Stress dem ihm seine enorme Unsicherheit, die er schon bei Einzug in unseren Haushalt an den TAg legte, möchte ich ihm unnötigen, zusätzlichen Stress, bedingt durch läufige Hündinnen ersparen. Ist das nicht eher im Sinne des Tieres ? Ich finde es gut, Yuma, dass du dich nicht hast abhalten lassen, deine eigene, sicher richtige Entscheidung zu treffen. Jeder ist für sein Tier verantwortlich, jeder muss für das eigene Mensch-Tier-Paar entscheiden, was im jeweiligen Fall das Beste ist.
Ich muss dazu wieder mal ein Beispiel aus der Pferdewelt geben:
Ich habe hier zwei gleichaltrige Friesenhengste, die beide in derselben Umgebung unter gleichen Bedingungen aufgewachsen sind, Wallache von der WEide und Stuten vom Sehen und Riechen kennen. Einer geht mit der Situation "die Nachbarstute ist rossig" lässig um, wiehert mal, tanzt ein wenig um einen herum und plustert sich auf, wird aber weder ekelig dem Menschen gegenüber oder versucht mit aller Macht hinzukommen. Er tanzt einfach am lockeren Führstrick.
Der andere wird panisch, weiss nicht, was zu tun ist, steigt uns an, schlägt nach allem und das unkontrolliert, vergißt jegliche Erziehung, springt sogar vors Auto auf die Strasse.
Dieses Verhalten hat er nicht nur bei Stuten sondern in jeder Situation, die er nicht einschätzen kann. In neuen Situationen ist er noch einigermassen zu händeln.Seine Hormone geben ihm bei Stuten nur dann noch so den Rest, dass er den Menschen an seiner Seite ausblendet.
Der erste bleibt Hengst, der zweite wird vor Antritt seiner Ausbildung kastriert, um Gefahren für sich selbst und die menschen zu mindern. Ausschliessen kann man das Umlegen seines kleinen Schalters im Kopf nicht damit, aber man schließt eine Ursache fast komplett aus - nämlich die Attraktivität des anderen Geschlechts.
Das Pferd wird sicher besser mitarbeiten und lernen können, weil ihm der Stress genommen wird. Ist er dann nicht glücklicher weil ausgeglichener ?

Und NEIN: Es ist unerheblich, dass der Hengst 600 kg wiegt und der Hund 50 kg.

Neben dem Ausschalten einer möglichen Stressquelle ist es letztendlich auch unsere Psyche, die mitspielt. Viele denken halt noch: Er ist kastriert, jetzt kann nicht so viel passieren - und gehen dann mit mehr Sicherheit und Selbstvertrauen an die Arbeit mit ihrem Hund/ihrem Pferd. Dabei wird die Möglichkeit, dass auch ein kastriertes Tier sich genau wie ein unkastriertes, und andersherum, verhalten kann, ausgeblendet. Man ist lockerer, die Situation ist nicht mehr so angespannt, und das "Arbeitsklima" wird besser. Tier und Mensch sind nicht mehr in Hab-acht-Stellung und geniessen die Arbeit mehr.
Ist das nicht so ?

Ich entschuldige mich jetzt schon für evtl. falsche Formulierungen, die wieder als das genaue Gegenteil ausgelegt werden, als sie offensichtlich ausdrücken sollen.

Ich möchte nicht streiten - in unserem Fall wären ja eh alle Argumente zu spät. Ich zumindest habe vor der Kastration mit 2 Tierärzten und 3 Tierkliniken, mit dem Tierheim und Freunden gesprochen dann meine Entscheidung getroffen. Und von den Seiten kamen keine Bedenken auf.

LG Maraike mit Bono