Gute Frage, Gerda. Nach meinem Empfinden zeichnet den Vermehrer folgendes aus:
- in der Regel gewinnorientiertes Denken, das einen hohen Stellenwert einnimmt
- aber auch der Typus "wir-lassen-mal-den-hübschen-Nachbarsrüden-über-unsere-tolle-Hündin-hopsen"-Leute (das ist für mich auch Vermehrung - meist hirnlos... nur die Masse an Produktion ist es nicht, die den Vermehrer für mich ausmacht)
- Umgehen von kostenintensiven Gesundheitschecks der Elterntiere und kosten-/aufwandsintensiver Aufzuchtbedingungen
- die Haltungsbedingungen der Elterntiere sind oftmals hinterfragungswürdig (zumindest bei den quantitativ üppig Vermehrenden)
- Sinnhaftigkeit bestimmter Verpaarungen wird nicht hinterfragt
- es geht nicht um den Gedanken, die Rasse zu erhalten bzw. sogar zu verbessern
- Welpeninteressen werden nicht durchleuchtet - Hauptsache, der Hund ist verkauft
- bei Problemen ist für den Welpenkäufer plötzlich "kein Anschluss unter dieser Nummer"
Der Züchter sieht für mich so aus:
- im Vordergrund stehen die Hunde - nicht der Geldbeutel (dass der seriöse Züchter auch nicht groß draufzahlen will, finde ich verständlich, aber die Prioritäten sind einfach anders gesetzt)
- Schulungen und vor allem auch Interesse an der Rasse und an den Themen Gesundheit und Genetik
- Zuchtzulassungsprüfungen
- Hirnschmalz bei der Auswahl des Deckrüden
- der eigentliche Begleiter, der nebenbei auch Zuchthund ist, ist vor allem eines: geschätzter Lebensbegleiter, Freund und Partner. Und er hat genau diese Stellung und wird entsprechend gehalten und bewertet. (Wir hatten vor längerer Zeit mal einen Fred, in dem es um die dramatische Geburt von Welpen ging - dem "Züchter" war das Überleben der Welpen wichtiger als das der grenzwertig alten Mutterhündin. Das kam so eiskalt rüber... Ich persönlich fand die Statements wirklich hundeverachtend und ganz schrecklich.)
- Herzblut, Leidenschaft und Fachkenntnis bei der Aufzucht der Welpen
- Interesse am künftigen Lebensweg der Welpen und am Feedback der Welpeneltern
Ich habe einen VDH-stämmigen Hund aus einem Unfallwurf (da ging die Haltung eines unkastrierten ridgelosen Pärchens mit VDH-Papieren, das natürlich niemals eine ZZP bekommen hätte, nach längerem Management doch mal schief). Die Welpen wurden verschenkt bzw. zum Unkostenpreis weitervermittelt. Und das sehr kritisch. Ich war mir ein Weilchen nicht sicher, ob mir der Bukinator überhaupt anvertraut werden wird. Bukis Zieheltern wollten nie Züchter sein und auch nie vermehren und sie zogen die Konsequenzen: Die Eltern wurden kastriert, damit das nicht noch einmal passiert. Sie sind nach wie vor an den inzwischen 7 Jahre alten Ridgeless interessiert, freuen sich über Berichte und Fotos - und ich freue mich darüber, dass ich weiß, dass Buki im Falle des Falles (falls mit etwas passieren sollte) zu ihnen zurückgehen würde und da einen wundervollen Lebensabend als sehr geliebter Hund hätte. Bukis Papa ist inzwischen verstorben (und heute noch nicht verdaut) und mit seiner Mama Binti dürften da keine Probleme auftauchen.
Ich habe auch eine VDH-Hündin von einer Züchterin, die ich sehr hoch schätze. Auch nach 2 Jahren kann ich sie immer anrufen und bei Fragen um Rat bitten. Ich muss auch mal die Ohren anlegen, wenn sie schimpft - weil sie das Rosenkind zu dünn findet. Sie ist immer interessiert. Ich habe ihre Sorgen und Ängste als Züchterin inzwischen bei zwei Würfen mitbekommen, die Zweifel, die an der Verantwortung der Welpenvergabe dranhängen und auch die schlaflosen Nächte. Ihr Herzblut hat mich schwer beeindruckt. Im Falle des Falles kann das Rosenkind nicht zurück, weil auch hier die Althunde gehegt und gepflegt werden und der Platz dann etwas eng wäre. Ich wüsste aber mit vollstem Vertrauen, dass sie den allerbesten Platz für Rose finden würde und deshalb würde sie und niemand anderes zum Vermittler werden.
Vermehren kann jeder.
Züchten ist für mich ein breitgefächertes Wissen und sehr viel Verantwortung. Das kann nicht jeder
Mit einem Vermehrer wickel ich ein Geschäft ab. Ware Hund.
Mit einem Züchter teile ich die Liebe zur Rasse und vor allem genau zu diesem einen Individuum. Hundelebenslänglich.
Vielleicht ist das der gravierendste Unterschied.
LG Susanne
P.S.: Ich habe meine Kriterien jetzt bewusst nicht am VDH festgemacht. Aber da sehe ich meine Chancen auf den guten Züchter halt am größten. Wenn sich jemand von vorneherein freiwillig gewissen nicht immer bequemen Auflagen unterwirft, die dem Schutz der Mutterhündin, des Vaterrüdens und auch der Welpen dienen, dann bin ich da schon mal grundsätzlich nicht an der verkehrtesten Adresse. Letztendlich bleibt aber alles Eigenverantwortung.
EDIT: Bussi an Feli, die da jetzt nach dem Abschicken noch reinflutschte


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