Ich habe bislang zwei RR Rüden ins Erwachsenenleben begleitet. Beide waren und sind "kinderkompatibel". Herr BamBam ist so ziemlich der freundlichste Hund überhaupt. Die Frage ist aber: wäre er das auch, wenn hier zwei Kleinkinder herum toben würden?
Der Weg vom Welpen bis zum Erwachsenen hatte durchaus steinige Abzweigungen. In den ersten Wochen musste der Zwerg Nase beispielsweise lernen, wie man runter fährt, und dass es nicht notwendig ist, bei Reizüberflutung und während der "dollen" eher 20 Minuten in alles zu beissen, was bei drei nicht aus der Schusslinie ist.
Ich erinnere mich noch gut an charakteristische Situationen: BamBam konnte von jetzt auf gleich so geflasht sein, dass er "durchdrehte". Das war einfach eine Kombination aus Umweltreizen und Tagesform, und daher nur sehr bedingt prognostizierbar, denn die Umwelt richtet sich leider, leider nicht nach dem, was man gerade gern hätte.
"Durchdrehen" bedeutete bei ihm, mit immenser Energie und extrem angespannt Gas zu geben, und in alles zu beissen, was in die Nähe des Mauls kam. Er hat mir in dieser Lebensphase, und bis ich den Packan für diese Entwicklung gefunden hatte, diverse Kleidungsstücke zerrissen, und meiner Haut viele Wunden zugefügt. Eine davon hat sich übrigens gleich mal nett entzündet, und mir erhebliche Probleme, nicht zuletzt durch die notwendig werdende Antibiose, beschert.
Die Lösung lautete: Herunterfahren konditionieren, und im akuten "Schub" Hund fixieren. Das ist bei einem sehr agilen, schnell wachsenden Welpen, der alles gibt, schon mal physisch keine Kleinigkeit, insbesondere nicht, wenn man sich gerade draußen befindet, und ja nicht allein auf diesem Planeten wandelt.
Mit Kleinkindern im Schlepptau, die vielleicht gerade selbst auf Entdeckungstour gehen, stelle ich mir das sehr erbaulich vor.
Mein Alltag hätte zu diesem Zeitpunkt mit Kleinkindern darin bestanden, wahlweise hinter diesen ODER dem Hund ODER beiden her zu rennen, und Schlimmeres zu verhindern. Vermutlich wäre mir nur übrig geblieben, klein BamBam in diesen Situationen in einen Kennel zu verfrachten. Ob das seiner Freude am Kind unbedingt gut getan hätte, wage ich zu bezweifeln.
Nach dem ersten Halbjahr (ca) hatten sich die Dinge hier so gut geregelt, dass das Herunterfahren sicher klappte, und Herr BamBam ein wirklich weiches Maul hatte = seine Zähne äußerst subtil und angepasst an die menschliche Hautdichte einsetzen konnte. Er war immer noch sehr temperamentvoll und impulsiv (ist er bis heute), aber Verletzungen trug man zumindest nicht mehr durch seine Zähne davon.
Es war aber nicht einfach, dorthin zu gelangen. Und mit Kleinkindern wäre es ganz sicher noch einmal erheblich problematischer geworden.
Bis heute besteht durchgängig in BamBams Temperament ein möglicher Risikofaktor für den Umgang mit kleinen Kindern. Er hat ein Quecksilber-Temperament, das binnen Sekunden hochfährt. Diese Spannung baut er in erster Linie über Hüpfen ab. Bei einem 40 kg schweren Hund kann das durchaus zu ernsten Stürzen, Beulen, Gehirnerschütterungen führen, insbesondere wenn Kinder involviert sind.
Es handelt sich immer nur um extrem kurzes Aufflackern, ich kann BamBam sehr zügig runter fahren. Aber es ist vorhanden. Es IST ein Risikofaktor. Ich müsste den Wunderbär also trotz aller Freundlichkeit in Anwesenheit von Kleinkindern sehr sorgsam begleiten. Und genau das tue ich auch - ich stehe immer parat und passe auf. Die Eltern der Kinder können das aber gar nicht leisten. Sie müssen nämlich ihre Augen bei ihrem Nachwuchs haben, der insbesondere im Alter zwischen 2 und 4 jede Menge "Spontaneinfälle" umsetzt, die durchaus "bemerkenswert" sind, wenn es nicht zu ernsthaften Verwerfungen kommen soll.
Ich kann mit BamBam problemlos durch eine wilde Horde lärmender Kinder laufen. Sie können ihm auf den Kopf patschen, ihn ungeschickt streicheln, sogar begeisterte Spontanumarmungen (edit: So schnell konnte selbst ich gar nicht zupacken, wie ihm die Dreijährige am Hals hing, derweil die wackere Mama mit offenem Mund mit ihrem Salzsäulenstadium kämpfte - vielleicht Reste der Stilldemenz) von fremden Kindern hat der Munzelmann freundlich weg gesteckt, ohne seine gute Laune zu verlieren. Der ist für einen RR ECHT kinderkompatibel.
Aber er ist eben auch schnell, quecksilbrig, wendig, muskulös, und 40 kg schwer.
Und bei aller Freude an Kindern: Nee, eine ideale Besetzung als Familie-mit-Kleinkindern-Hund wäre auch BamBam nicht.
Ich finde es mittlerweile EXTREM befremdlich, dass in verschiedenen Kontexte, egal ob es um Kinder oder die Zweithundthematik geht, so häufig nonchalante "alles so EASY" Beschreibungen kommen.
Nein, es ist nicht immer easy. Die Wege zu "easy" sind oft lang und steinig, und zwar besonders bei sensiblen, niederschwelligen Jagdhunden wie dem RR.


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) von fremden Kindern hat der Munzelmann freundlich weg gesteckt, ohne seine gute Laune zu verlieren. Der ist für einen RR ECHT kinderkompatibel.

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