Hallo Florina,
ich hab einen ähnlichen beruflichen Werdegang hinter mir wie du anstrebst und schreib dir einfach mal, wie ich das Ganze jetzt machen würde, wenn ich nochmal von vorne könnte...
Hund war da (3J), also blieb er - keine Frage. Das Ref war stressig und hätte ich den Hund nicht gehabt, wäre ich nur noch in Arbeit versunken. Ich bin an der Berufsschule, da wechselt man 1x pro Jahr die Schule. Ich hatte das Glück, ein bezahlbares Häuschen im Grünen, 5 Minuten von der Schule weg mit hundefreundlichen Vermietern zu finden und auch im zweiten Jahr war die Schule die gleiche (was so gut wie nie vorkommt).
Falls du am Gym bist, würdest du jedes halbe Jahr die Schule wechseln, entsprechend oft musst du umziehen und immer eine Wohnung finden, wo man einen "großen" Hund akzeptiert. Das wird - selbst in ländlichen Gegenden - nicht sooo einfach (wir suchen selbst gerade und ab dem Zeitpunkt, wo der Hund ins Spiel kommt, sind wir ziemlich oft raus). Das hatte ich vorher nie bedacht.
Das Ref wird dich nervlich ziemlich an die Grenzen fahren. Mein Hund hat darauf extrem reagiert und das spiegelte sich in seinem Verhalten: übersteigerter Schutztrieb, plötzlich wieder vorhandener Jagdtrieb, Unarten aus Langeweile. Möglicherweise wird es dir auch so gehen, dass du bis spät in die Nächte arbeitest, um den Unterricht für den nächsten Tag hinzubekommen und Hundi will aber jetzt seine Gassi-Runde, weil er schon den ganzen Tag Zeit zum Faulenzen hatte. Dann kannst du dich entscheiden. Entscheidest du dich falsch, nimmt dir entweder der Hund am nächsten Tag die Bude oder der Seminarlehrer die Stunde auseinander. Du siehst, das kann im Dilemma enden...
Dann wurden stundenlang Unterrichtsversuche besprochen. Es gibt Seminartage, wo ich zB 1x pro Woche 160km weit weg den ganzen Tag war, Hund im Auto (mit Wasser, im Schatten oder Tiefgarage geparkt), Mittagspause zum Spaziergang während andere in der Sonne Brotzeit machten. Dann kommt nach dem normalen Unterricht noch eine Konferenz, die gerne mal - je nach Chef - ein paar Stunden dauern kann. Klar kann man viel von zu Hause arbeiten, aber die Zeit in der Schule darfst du auch nicht unterschätzen.
Von der Kohle her ist es im Ref auch nicht rosig. Du brauchst erst mal "seriöse" Klamotten, du brauchst Unmengen an Lehrbüchern (nicht jede Schule stattet dich aus). Ich war so gut wie immer pleite, da hätte nichts, aber auch gar nichts (nicht mal eine Autoreperatur) zusätzlich sein dürfen. Dein Freund verdient zwar, aber lass mit dem Hund irgendwas sein und du bist finanziell schneller am Ende als du dich erholen kannst.
Im Nachhinein würde ich nicht darauf verzichten wollen, dass ich zwischendurch mal raus muss und mich in der Natur bewegen kann. Aber ich würde mir heute einen Gassi-Hund dafür holen. Den kann man sicher auch mal sitten, mal über Nacht haben oder wenn die Besitzer im Urlaub sind. Mein Hund musste des Öfteren bis zu 9 Stunden alleine bleiben, war dann auch mit Zugang zum Garten, damit er seine Notdurft verrichten konnte (was uns aber auch ein territoriales Problem beschert hat).
Jetzt, als fertige Lehrkraft, sieht die Sache etwas anders aus. Ich habe meinen Stundenplan, der sich kaum ändert, ich kann auch mal einer Konferenz fernbleiben und meine Unterrichte sind fertig vorhanden. Ich komme meist nach 5, spätestens nach 7 Std heim (ja, mag dem einen oder anderen zu lang sein, aber meine Hündin (2J, nach dem Ref eingezogen) schafft das sehr gut und entspannt (videodokumentiert)) und für die Extremfälle hab ich mehrere Leute, wo ich sie unterbringen kann.
Natürlich kannst du dir einen Hund holen und es wird schon irgendwie gehen. Ich habe mir auch immer gedacht, dass es den perfekten Zeitpunkt nicht gibt und während dem Studium lief das auch alles super. Ich würde die Zeit mit meinem Rüden auch nicht missen wollen, bitte nicht falsch verstehen. Aber es war im Ref sauanstrengend, oft nicht mehr lustig und es hat mich wahnsinnig viele Nerven gekostet (ich müsste mausgrau sein!).
Nachdem du noch keinen Hund hast, borg dir doch lieber einen zum Joggen. Es gibt viele HH, auch mit RRs, die sehr froh wären, ihren Hund ab und zu bewegt/ausgelastet zu sehen.


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und zum zweiten finde ich es äußerst lobenswert von dir, dass du dich vor der Anschaffung eines RR hier sachkundig machen möchtest und nicht gleich losrennst und dir voreilig und unüberlegt eine Welpette ins Haus holst.

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