Zitat Eva:

Ich stimme grundsätzlich schon zu, dass die Aufzucht und die Haltung Einfluss auf das soziale Verhalten eines Hundes hat. Aber ich denke auch, dass es Hunde gibt, die mehr "Aggressionspotenzial" besitzen als andere. Und deshalb in der Haltung und Führung anspruchsvoller sind, sowie sich Fehler dabei fataler auswirken, als bei einem Hund, der von Grund auf Konflikten eher aus dem Weg geht.
Da stimme ich dir absolut zu - auch deshalb ist die charakterliche Eignung der Hunde fuer die Zucht so wichtig.
Umso schlimmer ist es, wenn Hunde einfach nach Schoenheit oder grundsaetzlich nur als Geldanlage verpaart werden.
Denn in diesem schlimmsten Fall erben die Welpen ein hoeheres Aggressionspotenzial UND wachsen in den ersten Monaten in einem Stall oder Zwinger ohne Sozialisierung auf. Das sind dann die Zeitbomben bzw. die Hunde, die sich als ernste Herausforderung herausstellen. Ich hab' zwei davon...

Ich hatte ja schon geschrieben, dass mein erster Hund, Batoka, so fantastisch auf ein Leben in der Menschengesellschaft vorbereitet war, als ich sie mit drei Monaten bekam, dass selbst ich nichts mehr vermurksen konnte. Auch ihre Eltern waren sorgsam ausgewaehlt (Besal Fatoka und Umwuma Ghanima). Da stimmte einfach alles - fast ein Garantieschein.

Chakka und Chakanee holten wir mit knapp 8 Wochen beim "Zuechter" hier in CR ab. Sie waren bereits seit zwei Wochen von der Mutter getrennt und in einem kleinen Laufstall mit ihren sieben Geschwistern eingesperrt.
Damals dachte ich nur: Ich weiss, es ist viel zu frueh, aber sie sind definitiv besser bei uns aufgehoben als hier. Und weil sie noch so jung waren, konnten wir noch viel Einfluss nehmen in der Praegephase.
Zambo und Zulu haben die ersten drei Monate ihres Lebens in einem Stall mit drei Geschwistern zugebracht. Sie kannten nichts ausser raufen, raufen, raufen und dieses Verhalten hat sich charakterlich verankert. Mit den beiden hatte ich zehnmal mehr Arbeit als mit allen anderen zusammen und dennoch ist es nie so ganz richtig gut geworden. Zambo ist zwar ein Prinz geworden, Zulu aber ein Mistkerl geblieben.

Zitat Monika:

Ich bin sicher, dass es für einen RR nicht relevant ist, ob er in einer Zweiraumwohnung wohnt oder in ner Finca.

Sondern dass er da sein kann, wo seine Menschen sind.
Absolut! Hunde arrangieren sich und passen sich an. Batoka, die in Deutschland aufgewachsen ist, hatte nie diesen Freiheitsdrang wie die andern vier, die hier aufgewachsen sind.
Umfeld praegt den Charakter.
Unsere Hunde beispielsweise sind tagsueber auch immer da, wo wir sind - die kleben wie Leim . Sie haben das ganze Haus und den Garten zur Verfuegung. Nachts aber schlafen sie auf den Terrassensofas, weil sie eben Wachhunde sind - und das nehmen sie auch ernst. Sie verscheuchen Kojoten und anderes Getier, das wir nicht so gerne hier sehen und sind eine weithin bekannte Abschreckung fuer zweibeinige Langfinger (die es hier reichlich gibt).
Aber es ist mir nie gelungen, den Hunden klarzumachen, dass sie zwar nachts alles Getier verscheuchen duerfen, andere Hunde, denen man tagsueber zwangslaeufig (aber sehr selten) mal in der Finca oder beim TA begegnet, NICHT zum Beuteschema gehoeren. Mit Zulu zum TA zu gehen, ist ein Albtraum.
Unsere Hunde haben sehr viel Freiheit und leben wesentlich urspruenglicher als es in einer Stadt moeglich waere. Aber diese Freiheit manifestiert sich eben auch in ihrem Verhalten. Das ist der Preis, den wir zahlen.

@Tzammy:
Wie schoen, dass dein Sam ein so guter Gefaehrte geworden ist, dennoch -sorry - finde ich deine Einstellung ausserordentlich verwunderlich. Du hast Glueck gehabt, die anderen Hunde dieser "Produzenten" bzw. die neuen Halter wohl eher weniger.
Wenn der Hund nur noch eine handelbare Ware ist und auch als solche behandelt wird, braucht man als Kaeufer auch Glueck. Und man unterstuetzt eine Lebenshaltung, die ich persoenlich nicht unterstuetzen moechte.

LG
Heike